Schottergärten – Warum sie ein Problem sind und wie man sie in blühende Lebensräume zurückverwandelt.

Schottergärten gelten als pflegeleicht, sind aber ökologisch katastrophal – vor allem für Bienen. Warum sie ein Problem sind und wie man sie in blühende Lebensräume zurückverwandelt.


Schottergärten – Beton statt Biene?

Wenn ich durch die Nachbarschaft spaziere und wieder so ein silbergraues Kiesfeld auftaucht, zucke ich innerlich zusammen. Da steht kein Lavendel, da summt kein Insekt – nur akkurat verteilte Steine, vielleicht noch ein verirrter Buchsbaum als Alibi. Willkommen im Vorgarten des Grauens.

Ich bin keine Imkerin. Ich rette auch nicht jede Schnecke vom Weg. Aber ich liebe es, wenn es im Garten summt, wenn Wildbienen um den Thymian tanzen und ich weiß: Hier lebt was. Schottergärten hingegen sind das genaue Gegenteil davon – sie sind tot.
Und das ist kein Zufall, sondern Absicht.


Warum Schottergärten überhaupt existieren

Man muss ehrlich bleiben: Viele legen sich einen Schottergarten nicht aus Boshaftigkeit an, sondern aus Bequemlichkeit – oder weil sie glauben, es wäre modern. Das Versprechen klingt verlockend: kein Unkraut, kein Mähen, kein Stress. Einfach ein paar Steine drauf, fertig.

Die vermeintlichen Vorteile:

  • wenig Pflegeaufwand (zumindest anfangs)
  • immer „ordentlich“
  • keine verwelkten Blätter, keine Matschstellen
  • keine Hecken oder Beete, die geschnitten werden müssen

Gerade für ältere Menschen oder Berufstätige kann das erst mal attraktiv wirken. Verständlich. Aber: Der Schein trügt – und zwar gewaltig.


Schottergärten sind eine ökologische Katastrophe

Für Wildbienen, Schmetterlinge und Hummeln ist ein Schottergarten das reinste Fegefeuer. Kein Nektar, kein Pollen, keine Nistplätze. Nada. Und wenn’s dann auch noch 35 Grad im Schatten hat, heizen sich die Steine auf wie eine Bratpfanne – für Insekten ist das lebensbedrohlich.

Warum sie so schädlich sind:

  • Null Blüten = null Nahrung
  • Kein lockerer Boden = keine Brutplätze
  • Hitzestau = tödlich für viele Arten
  • Folien unter dem Schotter = versiegelter Boden
  • Kaum Regenversickerung = Überflutungsgefahr

Dazu kommt: Nach ein paar Jahren wächst trotzdem Unkraut – oft zwischen den Steinen. Dann wird zur Chemie gegriffen. Und der „pflegeleichte“ Traum wird zum Umwelt-Albtraum.


Und wie steht’s um den Garten selbst?

Ein Schottergarten mag ordentlich aussehen, aber lebendig ist er nicht. Der Boden darunter stirbt langsam ab, das Mikroklima leidet. Die Sommerhitze knallt unerbittlich, die Winter werden kälter, weil die Fläche nichts mehr ausgleicht. Und du? Schaust auf ein graues Nichts, das mit Natur so viel zu tun hat wie Tiefkühlpizza mit frisch geernteten Tomaten.


Und was sagt eigentlich das Gesetz?

Viele Städte und Gemeinden verbieten mittlerweile Schottergärten – oder wollen es. Nicht, weil sie Spaßbremsen sind, sondern weil sie die Folgen kennen. Auch das Umweltbundesamt warnt deutlich davor.
Ein Garten ist laut Bauordnung kein Parkplatz – und genau so sollte er auch nicht aussehen.


Wie man einen Schottergarten wiederbelebt

Jetzt die gute Nachricht: Es ist nicht zu spät. Wer genug hat vom Grau-in-Grau, kann dem Garten wieder Leben einhauchen. Und das muss gar nicht kompliziert sein.

Schritt für Schritt zurück zur Natur:

1. Folien entfernen und Boden lockern

Erstmal runter mit der Plastikplane oder dem Vlies. Dann kommt der Boden an die frische Luft – ein bisschen lockern, ein bisschen Kompost, und er kann wieder atmen.

2. Blühende Bodendecker pflanzen

Statt Kiesflächen einfach robuste Bodendecker setzen:
Thymian, Sedum, Ysop, Katzenminze oder Waldsteinie – pflegeleicht und bienenfreundlich.

3. Inseln statt Beete anlegen

Muss gar kein ganzer Garten sein. Auch ein paar bepflanzte Inseln zwischen Restkies bringen Farbe und Leben zurück.

4. Wildbienen willkommen heißen

Mit Sandbereichen, Totholz oder einem Insektenhotel machst du aus einem leblosen Garten wieder ein echtes Zuhause für Wildbienen und Co.

5. Unordnung aushalten lernen

Ein bisschen Wildwuchs ist nicht schlimm. Im Gegenteil – er zeigt, dass der Garten lebt. Und das macht mehr Freude als jeder sterile Steinplatz.


Mein Fazit: Leben statt Schotter

Ein Garten muss nicht perfekt sein. Er muss auch nicht englisch getrimmt oder botanisch wertvoll sein. Aber er sollte eines können: leben.

Wenn wir ein paar Pflanzen zulassen, ein paar Insekten, ein bisschen Wildheit – dann gewinnen wir nicht nur Bienen zurück, sondern auch das, was Gärtnern wirklich ausmacht: Freude, Bewegung, Verbindung.
Und mal ehrlich: Ein blühender Garten sieht einfach schöner aus als eine Parkplatzfläche mit Kies.


Was meinst du? Ist dein Garten eher Naturparadies oder noch ein bisschen zu grau? Schreib mir gern – ich freu mich auf Austausch im Beet oder in den Kommentaren.


Von Petra