Bienen sind faszinierende Lebewesen mit einer hochentwickelten Sozialstruktur und einem komplexen Kommunikationssystem. Doch manchmal kommt es zu scheinbar ungewöhnlichen Verhaltensweisen, die selbst erfahrene Imker verwundern. Eine dieser Beobachtungen ist das aggressive Verhalten kleinerer Bienen gegenüber größeren Artgenossen. Warum passiert das? Welche biologischen und ökologischen Gründe stecken dahinter? In diesem Beitrag erfährst du, warum kleinere Bienen größere angreifen, welche Mechanismen dahinterstecken und was dies für dein Bienenvolk bedeuten könnte.

1. Verteidigung des Bienenstocks

Einer der Hauptgründe für Angriffe unter Bienen ist die Verteidigung des Bienenstocks. Honigbienen (Apis mellifera) sind äußerst territorial und schützen ihr Volk mit aller Kraft vor Eindringlingen. Besonders die sogenannten Wächterbienen – spezialisierte Arbeiterinnen, die den Eingang bewachen – greifen potenzielle Gefahren sofort an. Größere Bienen könnten in diesem Fall als Bedrohung wahrgenommen werden, insbesondere wenn sie aus einem fremden Volk stammen.

Honigbienen setzen bei der Verteidigung verschiedene Strategien ein. Neben dem Stechen, das für die einzelne Biene tödlich endet, gibt es eine weitere Taktik: Mehrere Arbeiterinnen können eine größere Biene oder auch eine Wespe „ummanteln“ und durch ihre Körperwärme überhitzen, bis der Eindringling stirbt.

2. Räuberei unter Bienen – ein Kampf um Ressourcen

Ein weiteres wichtiges Phänomen ist die sogenannte Räuberei unter Bienen. In Zeiten von Nahrungsmangel, beispielsweise im Spätsommer oder Herbst, versuchen stärkere Völker, schwächere Bienenstöcke zu überfallen, um deren Honigvorräte zu stehlen. Dabei dringen oft größere, kräftigere Bienen aus einem fremden Stock in ein schwächeres Volk ein. Die kleineren Wächterbienen reagieren darauf mit Angriffen, um die Räuber abzuwehren.

Räuberei kann zu erheblichen Verlusten in einem Bienenvolk führen, da schwächere Völker oft nicht genügend Kraft haben, sich gegen die Eindringlinge zu verteidigen. Daher ist es für Imker wichtig, darauf zu achten, dass ihre Bienenstöcke in solchen Zeiten stark genug sind und nicht zu offen stehen, um Räuberei zu verhindern.

3. Kampf zwischen verschiedenen Bienenarten

Nicht alle Bienen sind gleich. Es gibt zahlreiche Wildbienenarten, die in Konkurrenz zu Honigbienen stehen. Kleinere Wildbienen könnten sich gegen größere Honigbienen wehren, wenn diese ihnen Nektarquellen streitig machen. Ebenso kommt es vor, dass Honigbienen aggressive Verhaltensweisen gegenüber Hummeln oder anderen Bestäubern zeigen, wenn Nahrung knapp ist.

Ein weiteres Beispiel ist die Drohnenvertreibung, die jedes Jahr im Herbst stattfindet. Drohnen, die männlichen Bienen, sind größer als Arbeiterinnen und werden im Herbst nicht mehr gebraucht, da ihre einzige Aufgabe die Paarung mit einer Königin war. Die Arbeiterinnen beginnen dann, die Drohnen aus dem Stock zu drängen, wobei sie diese oft heftig attackieren.

4. Krankheiten und Parasiten als Ursache für Aggressivität

Ein oft unterschätzter Faktor für aggressives Verhalten unter Bienen ist die Präsenz von Parasiten oder Krankheiten. Besonders die Varroa-Milbe, die als einer der größten Feinde der Honigbiene gilt, kann das Verhalten der Bienen stark beeinflussen. Infizierte Bienen verhalten sich oft anders und werden möglicherweise von gesunden Artgenossen attackiert und aus dem Stock entfernt, um eine weitere Verbreitung der Krankheit zu verhindern.

Ein weiteres Beispiel sind Virusinfektionen, die zu neurologischen Störungen führen und dazu führen können, dass betroffene Bienen sich unkoordiniert bewegen oder abnorm verhalten. Die gesunden Arbeiterinnen können solche auffälligen Bienen angreifen und aus dem Stock drängen, um das Volk zu schützen.

Fazit

Die Beobachtung, dass kleinere Bienen größere attackieren, lässt sich durch verschiedene biologische und ökologische Mechanismen erklären. Ob als Verteidigung gegen Eindringlinge, zur Abwehr von Räubern, im Kampf um Ressourcen oder als Reaktion auf Krankheiten – das Verhalten der Bienen ist immer darauf ausgerichtet, das Überleben des Volkes zu sichern.

Für Imker bedeutet dies, dass sie ihr Volk genau beobachten sollten. Räuberei, aggressive Verteidigungsverhalten oder ungewöhnliche Attacken können auf Probleme im Bienenstock hinweisen. Eine gute Betreuung der Bienen, eine ausreichende Fütterung in Notzeiten und ein aufmerksames Monitoring der Gesundheit des Volkes können helfen, unerwünschte Konflikte zu minimieren.

Hast du selbst schon einmal ein solches Verhalten beobachtet? Dann teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren!

Von Toni

Ich bin Michael, angehender Hobbyimker, Naturfreund und Familienvater. Als selbstständiger Unternehmer mit unserer Agentur 4everGlen finde ich meinen Ausgleich in der Natur – am liebsten inmitten summender Bienen. Für mich sind sie weit mehr als Honiglieferanten: Sie sind essenzielle Helfer eines gesunden und nachhaltigen Ökosystems. Mit meiner Begeisterung und meinem wachsenden Wissen möchte ich angehenden Hobbyimkern den Einstieg in die Imkerei erleichtern und das Bewusstsein für die Bedeutung der Bienen stärken. Mein Ziel ist eine Welt, in der Mensch und Natur im Einklang leben – für unsere Kinder und die Zukunft der Bienen.

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